In Deutschland muss es immer erst Tote geben!

Deutschland ist ein Land dessen staatliche und wirtschaftliche Autoritäten erst dann von einem Irrtum Abstand nehmen, wenn es dadurch Tote gibt.
In einem aktuellen Artikel des „Stern“ über den unzulänglichen Brandschutz von S21 wird mal wieder deutlich wie borniert und unbeirrt Staat und Wirtschaft sehenden Auges und schon seit 2001 bekannt die Katastrophe planen und öffentlich schönreden.
Von einer Ausnahme kann da keine Rede sein. Deutschlands Führungseliten brauchten schon zwei Weltkriege mit Millionen von Toten um zwangsweise einzusehen, dass Kriege seit dem 20. Jahrhundert nicht mehr die „Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“ ist.
Und dass sich am Prinzip „Bittere Erfahrung“ bis heute nichts geändert hat, wird schon seit Jahrzehnten und deutschlandweit weiter demonstriert.
Das kann ich auch aus dem Dunstkreis meiner unmittelbaren Erfahrungsatmosphäre bestätigen. Da werden schlecht einsehbare, aber als abschüssige Rennstrecke ausgelegte Kreuzungen von neuen Umgehungsstraßen als „Unfallgefahr“ geplant. Und nachdem man den Bockmist durch die Landschaft gepflügt und betoniert hat und sich eben genau das rausstellt und dass selbst die übliche Geschwindigkeitsbegrenzung auf 70km/h nicht hilft, wird noch ein halber Berg abgetragen und blinkende Leuchtwarnschilder „Unfallgefahr“ aufgestellt.
An einer anderen Kreuzung wurde eine dort endende Überholspur direkt davor gebaut. Nach etlichen Toten durch Raser, die schon im Überholverbot noch mit überhöhter Geschwindigkeit überholten und in kreuzende Fahrzeuge krachten, schlug ein Bürger dem Amt vor doch statt einer Überholspur eine Beschleunigungsspur für Linksabbieger zu machen. Die Reaktion der Verantwortlichen¹ im Amt: „Es ist alles vorschriftstmäßig geplant und gebaut“. Es brauchte noch einige Tote bis die Einsicht kam, dass „vorschriftsmäßig“ nichts mit dem realen Verhalten der Menschen zu tun hat. Die Überholspur wurde in eine Beschleunigungsspur in entgegengesetzter Richtung umgebaut. Seitdem ist nichts mehr passiert.
Und es passiert weiter nichts. Vor allem in den Betonköpfen der Verantwortlichen¹. Und es wird weiter erst Tote geben müssen. Erst dadurch wird der öffentlich-moralische Druck so hoch, dass die Verantwortlichen¹ – aber nur widerwillig und im Einzelfall – zugegeben moralisch falsch gehandelt zu haben und ggf. es real Konsequenzen gibt. Und beim der nächsten Fehlplanung, das gleiche Spiel von vorne. Ja, da ist sie wieder die pure Menschenverachtung mit System in diesem Land für die wohl gleichermaßen gilt: Manche Dinge ändern sich nie und andere noch später.

¹ verantwortlich nur in so fern, dass sie moralisch für die Fehlplanung und Toten verantwortlich sind, aber juristisch keinerlei persönliche Konsequenzen zu fürchten haben, da ja alles nach „Recht und Gesetz“ abgelaufen ist.

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3 Antworten zu In Deutschland muss es immer erst Tote geben!

  1. atalanttore schreibt:

    Mit „Dienst nach Vorschrift“ steigt man im öffentlichen Dienst am schnellsten auf. Eigene Fehler zugeben ist da nur hinderlich. Ein grundlegener Fehler im System. Die Zugeber von eigenen Fehlern müssten befördert werden und nicht die aalglatten Vertuscher und Schönredner (à la Merkel).

  2. H. Schmidt schreibt:

    Wie Tucholski schon vor knapp 100 Jahren feststellen musste: „Vor einem Schalter stehen: das ist das deutsche Schicksal. Hinter dem Schalter sitzen: das ist das deutsche Ideal.“ Das halte ich aber generell für ein Deutsches Problem und eines des Beamtentums. Als wir noch in Deutschland waren, haben wir genügend negative Beispiele aus den Ämtern, Behörden und Schulen (mit verbeamteten Lehrern) gehört. Hier in Zürich erleben wir das alles anders. Freundliche hilfsbereite effiziente Mitarbeiter in Behörden und Ämtern aller orten.

  3. atalanttore schreibt:

    Wie sind Schweizer Behörden im IT-Bereich aufgestellt?
    Bei der Windows-Monokultur in deutschen Amtsstuben (PGP, das unbekannte Wesen) habe ich immer ein schlechtes Gefühl, wenn ich wieder mal persönliche Daten in einem Formular eintragen „darf“.

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