Die Klimaschutz-Sackgasse

Nachdem ich kürzlich über die schamlosen Klimaschutzscheinheiligen hergezogen habe, aber auch Stefan Rahmsdorf als positiv-glaubwürdiges Gegenbeispiel nannte, mal ein eigener Artikel über ein weiteres positiv-glaubwürdiges Gegenbeispiel: Volker Quaschning.

Ich bin durch seinen Vortrag „Klimaschutz in der Sackgasse“ auf ihn aufmerksam geworden.
Ein Vortrag der sich mMn lohnt anzuschauen und anzuhören, auch ganz, trotz der nicht überragenden Video-Qualität (144p reicht daher vollkommen aus). Der Vortrag ist so ziemlich das krasse Gegenteil des volksverdummenden Klimaskeptiker-Videos von Jasinna. Ein kompletter Rundumschlag von der Erklärung des menschengemachten Klimawandels, Entkräftung der Klimaleugner-Argumente, welche praktischen Konsequenzen Klimaschutz hat, bis zu den politischen Dimensionen und speziell der gezielten, Kohle-lobbygesteuerten Anti-Klimaschutz-Politik der Regierung (von Versagen kann da schon keine Rede mehr sein, wenn der Klimaschutz gezielt ausgebremst wird, „Zerstörung mit Ansage“ ab 1h:06:30).

Aber an einer Stelle wird mal wieder deutlich wovon sich glaubwürdige Wissenschaftler von unglaubwürdigen Wissenschaftlern und anderen unglaubwürdigen Zeitgenossen unterscheiden:
Logik, Selbstkritik und Konsequenz.
Das wird bei Quaschning ab Minute 0h:52 deutlich, wenn er zum Flugverkehr kommt. Hier sagt er klar und deutlich, dass es hier keine (rechtzeitige) technische Lösung gibt, sondern nur eins: nicht mehr fliegen. Und er kommt dann auch sofort zu seinen persönlichen Konsquenzen: er fliegt nicht mehr.
Und er scheint in den persönlichen Konsequenzen noch weiter zu gehen, denn er ist wohl Vegetarier, wie er ab 1h:12:00 in den individuellen Klimaschutz-Fragen erklärt:

Man kann auch ohne Fleisch überleben, sonst wäre ich nicht hier

Und wieder die Frage des Fliegens bei 4t CO2 für einen Flug nach Florida:

Wenn man die Leute anspricht, nicht mal ein Unrechtsbewußtsein:
„Florida? denkst du da nicht an deine Kinder?“ – „Wieso? Die nehm ich doch mit“

Interessante CO2-Bilanz für die Deutschen:
Flüge 10%, Fleisch&Co. 16%
Sprich: allein durch Verhaltensänderung ein Einsparpotential von ca. 25%

Der Klimawandel bedeutet auch Verhaltensänderung. Und damit können wir das Schnellste bewegen. Technik dauert länger

Und auch hier hat er selbst sich eines besseren belehren müssen, da er zuerst dachte, den Leuten die Technik anzudrehen. Jetzt hat auch er erkannt, dass zu viel Zeit verstrichen ist, als dass es ohne Verhaltensänderung noch ginge.

Und er spricht auch das Generationendilemma an:

Es gibt viele alte Leute, die als Lebensziel haben, nichts mehr zu verändern. Ab 30 ist man nicht mehr sehr offen für Veränderungen. Und das ist das Problem, das die Energiewende verhindert. Die Technik und das Geld ist nicht das Problem. Das Problem ist der Mensch der nichts verändern will

Etwas naiv ist seine Ansicht zum Druck auf die Politik und dass die FFF-Bewegung nur noch ein bisschen länger auf die Strasse gehen müsse, bis sich da was bewegt. Von einer parteiübergreifenden Politik, die 30 Jahre nicht nur komplett versagt hat, sondern nur Lippenbekenntnisse abgeliefert hat und ansonsten aktiv dagegen gearbeitet hat, zu erwarten, dass diese sich von ein paar Straßenprotesten, die ein Helmut Kohl auf der halben Arschbacke ausgesessen hätte, beeindrucken lässt, ist naiv.
Ich teile daher seinen Zweck-Optimismus am Ende des Vortrags nicht.

Ich habe auch mal einen Blick auf seine Website geworfen. Dort sind viele argumentativ und logisch starke Artikel und mitunter auch starke Worte z.B. für die Klimaschutzscheinheiligen, den Verrätern des Klimaschutzes:

Wer weiterhin den nötigen Maßnahmen mit einem Ja-aber die Unterstützung verweigert, trägt unmittelbar dazu bei, dass wir auf eine Klimakatastrophe zusteuern. Daher müssen wir Scheinargumenten entschlossen entgegentreten.

aber auch an sich selbst:

Wir müssen uns aber auch an die eigene Nase fassen. Wer von uns ist selbst bereits ernsthaft auf dem Weg in eine baldige Klimaneutralität, und wer hat nicht selbst ein paar kleine Ja-aber-Argumente, warum das nicht so schnell zu erreichen ist? … Und wer stellt schon einfach so seine alltäglichen Gewohnheiten um, bei der Ernährung, im Verkehr oder im häuslichen Bereich.

und nochmal Klartext, weshalb auch ich die Klimaschutzscheinheiligen hier an den Pranger stelle:

Wir müssen künftig alle festnageln, die zwar vom Klimaschutz reden, aber nicht einmal ansatzweise das Nötige dafür tun – auch wenn diese BSW oder Bündnis 90/Die Grünen heißen. Wir sind Hunderttausende, die sich in Deutschland für die Energiewende und erfolgreichen Klimaschutz einsetzen. Aber wir haben es bislang noch nicht einmal geschafft, dass sich alle ohne Wenn und Aber zu den nötigen Maßnahmen dazu bekennen. Wir haben keine Zeit mehr, zu überlegen, was der Bevölkerung vermittelbar ist und die Menschen mit Klimaschutzlügen in Watte zu packen. Wir brauchen jetzt endlich viel mehr Menschen, die den Mut haben, Klartext zu reden und die nötigen Maßnahmen durchzusetzen.

Nur leider hat es an letzterem in den letzten 30 Jahren klimaschutzversagender Politik auch gemangelt. Zu erwarten, dass sich dies bei einem Volk, das seinen Führern ohne signifikanten Widerspruch in zwei für das Volk selbst katastrophale Weltkriege gefolgt ist, in Zukunft so ändert, dass sich in der Konsequenz was ändert, ist auch naiv. Denn mit diesem System der institutionellen Diktatur der Reichen über die Armen wird jeder Widerstand im Volk zermürbt, wo es eigentlich notwendig wäre dieses System mit all seinen Politikern mit einer Revolution zum Teufel zu schicken. Die Ironie dabei ist: alle Fakten die Quaschning in seinem Vortrag und seiner Website bringt, bestätigen dies: die Politik ist seit Jahrzehnten korrupt, das Volk lässt sich seit Jahrzehnten unterdrücken, keiner®™ wagt es zu rebellieren und es spricht alles dafür, dass es in den nächsten 30 Jahren so weitergehen wird wie in den letzten 30 Jahren. Speziell in Deutschland, denn wie schon jemand Schlaues mal feststellte:

Wenn in Deutschland für den Erfolg einer Revolution eine Grünfläche überquert werden muss, dann fällt die Revolution aus, wenn da ein Schild „Rasen betreten verboten!“ steht

Die Rahmsdorfs und Quaschnings haben im Grunde bei allem was sie sagen sachlich Recht und sie sind bei dem was sie sagen auch glaubwürdig. Nur diese politische Naivität gegenüber der Robustheit dieser korrupten, institutionellen Diktatur, wie wir sie in Deutschland haben, die muss man auch ihnen vorwerfen.

Damit es keine Missverständnisse gibt: ich will niemanden von seinen persönlichen Klimaschutzmaßnahmen abbringen oder diese gar selbst aufgeben, weil die Klimakatastrophe unausweichlich scheint und warum sollte man das Verplempern des Erdöls, das wir einsparen, den Reichen gönnen? Im Gegenteil! Zumal dies mMn auch sehr viele persönliche Vorteile bringt, im Vergleich zu marginalen Nachteilen. Von „Verzicht“ also eigentlich gar keine Rede sein kann: vollwertig vegan leben ist gesünder als sich mit Fleisch vollstopfen (vor allem für die Tiere), ein Elektroauto fährt sich besser, leiser und sauberer als jeder Verbrenner, mit Ökostrom, Windrad und Solaranlage wird man unabhängig von der Erdöl-Mafia, das Planen von Energiesparmaßnahmen kann richtig Spaß machen, weniger Konsum ist mehr und spart Geld, weniger (lohn-)arbeiten müssen bedeutet mehr Zeit, und alles zusammen macht glücklicher, auch weil es sich besser anfühlt sich nicht am Unrecht an den künftigen Generationen weiter signifikant zu beteiligen und weniger bis gar nicht mehr von der Erdöl-Gas-Kohle-Fracking-Mafia abhängig zu sein. Das bedeutet: auch wenn der Rest der Welt weiter macht wie bisher und die Klimakatastrophe unausweichlich wird, macht der individuelle Klimaschutz doch persönlich, für die eigene Lebensqualität in jeder Hinsicht einen Unterschied.

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