Die Leserforen-Killer

Wer etwas will, findet Wege
Wer etwas nicht will, findet Gründe
Und wer sagt, dass er etwas nicht kann, erfindet Ausreden
und redet sich in Aus

Wenn ich erst mal am recherchieren bin, dann ergeben sich manchmal seltsame Zufälle.
Ich erinnere mich noch gut an die Artikelserie von Paul Schreyer auf Telepolis in denen er über die wenig glaubhafte Kastration der Leserforen bei Spon, SZ und FAZ berichtete:

Und seit heise-online seine Foren ähnlich zensiert bin ich für diese Problematik weiter sensibilisert worden.
Jetzt stolperte ich auf der Suche nach der verlorenen Nachricht über einen Artikel auf t-online.de der mit dem Hinweis endete:

Liebe Leserinnen und Leser,

Leider können wir Ihnen nicht zu allen Artikeln einen Kommentarbereich zur Verfügung stellen. Mehr dazu erfahren Sie in der Stellungnahme der Chefredaktion.

Eine Übersicht der aktuellen Leserdebatten finden Sie hier.

Gerne können Sie auch auf Facebook und Twitter zu unseren Artikeln diskutieren.

Ihr Community-Team

In der Stellungnahme der Chefredaktion „Warum wir viele Leserkommentare nicht veröffentlichen können“ heißt es

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Ihre Meinung ist uns sehr wichtig. Wir wollen, dass Sie über Themen, die Sie bewegen, bei t-online.de diskutieren oder sich mit unseren Redakteuren austauschen können. Es ist uns wichtig, mit Ihnen in Kontakt zu bleiben und Ihre Einstellung zu verschiedenen Themen zu erfahren.

Bei den Kommentaren wollen wir alle Meinungen zu Wort kommen lassen – in einer offenen, vorurteilsfreien Diskussion. Dafür allerdings muss der Ton ebenso unserer Netiquette entsprechen wie der Inhalt, der nicht verfassungs- und presserechtlich bedenklich sein darf – also aufhetzend, menschenverachtend oder herabwürdigend. Wir stellen ein Forum zur Verfügung, in dem respektvoll miteinander kommuniziert werden sollte, so wie Sie es bei einer Diskussion mit real anwesenden Personen tun würden. Wir wollen, dass sich die Leser auf unserer Seite wohlfühlen.

Seit einiger Zeit können Sie bei uns nicht mehr über jedes Thema debattieren. So gerne wir das auch würden: Angesichts der Masse an Beiträgen, die uns erreichen, können wir unmöglich alle Artikel zur Diskussion öffnen. Die Moderation eines Forums ist sehr arbeitsintensiv, wenn man schnell und sorgfältig sein will. So müssen wir zum Beispiel alle Beiträge entfernen, die gegen die oben erwähnten Richtlinien verstoßen.

Deshalb konzentrieren wir uns auf die Themen, bei denen wir eine Diskussion für sinnvoll halten. So bleiben beispielsweise Unfälle oder reine Todesmeldungen geschlossen. Auch Dopplungen wollen wir vermeiden: Dass nämlich an mehreren Stellen zum gleichen Thema diskutiert wird. Wenn wir verschiedene Artikel zu einem Themenkomplex auf der Seite haben, ist meist nur einer von diesen für Kommentare geöffnet.

Bei den geöffneten Artikeln haben wir wie andere Nachrichtenseiten auch massive Probleme mit sogenannten Trollen oder Hatern. Das sind Nutzer, die im Schutz der Anonymität extremistische, menschenverachtende und gewaltverherrlichende Kommentare verbreiten. Diesen Nutzern wollen wir kein Forum bieten. Vor allem bei politischen Diskussionen etwa über die AfD oder den Umgang mit Flüchtlingen hat sich leider gezeigt, dass ein konstruktiver Austausch von Argumenten oft unmöglich ist.

Nutzern, die Kommentare wie diese schreiben, ist nicht an einer Diskussion gelegen:

[…]

Leidtragende sind vor allem Sie: Die große Mehrheit unserer Nutzer, die sich sachlich, konstruktiv, informativ und oft humorvoll mit anderen Lesern austauschen möchte.

Wir haben uns dazu entschlossen, alle geöffneten Foren sorgfältig zu moderieren. Das bedeutet, dass wir insbesondere in Randzeiten, in denen keine Moderation im Dienst sind – am späten Abend und in der Nacht – das Forum nicht öffnen können.

Zu den anderen Zeiten freuen wir uns auf viele spannende Diskussionen mit Ihnen!

Regeln für eine gute Debatte: Die Netiquette auf t-online.de
Leserdebatten: FAQ zur neuen Community auf t-online.de

Die Chefredaktion von t-online.de

Das macht neugierig. Wer ist denn die Chefredaktion von t-online.de? und wenn es ihnen so Leid tut die unschuldige Mehrheit der Leser mit Sippenhaft zu bestrafen, welche Alternativen zur Bevormundung haben sie geprüft? Das Impressum von t-online.de klärt die erste Frage:

Chefredakteur:
Dr. Florian Harms (Tagesanbruch)

Stellvertretende Chefredakteure:
Peter Schink, Florian Wichert

Harms … Florian Harms … der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Und Wikedpedia bestätigt dann, was mein Hirnsynapsen schon assoziiert hatten: zuerst war er bis 2016 Chefredakteur bei Spon, also in der Zeit der Recherche von Paul Schreyer und ab 2017 Chefredakteur bei t-tonline.de. Und just 2018 erfolgt die Stellungsnahme der Chefredaktion auf t-online.de. Das Erstellungsdatum aus dem Quelltext:

<meta itemprop=“datePublished“ content=“2018-07-20T00:28″>

Na so ein Zufall aber auch. Damit hatte sich meine zweite Frage von selbst beantwortet. Ein Schelm der Böses dabei denkt. Dank Drehtür-Effekt sorgt Herr Dr. Harms (kann mal jemand dessen Doktorarbeit prüfen? ;-) ) auch woanders dafür, dass es nur noch die Diskussion im Laufställchen unter den Lesern gibt.

Der „Lesertag“ und der „Leserbeirat“ von t-online.de passen da auch hervorragend ins Bild der scheinheiligen Offenheit.

Auch wenn man sich bei der Forenadministration von heise-online für andere, jedoch nicht weniger willkürliche Methoden entschlossen hat, die verlogene Pseudo-Begründung für diese Zensur gleicht sich. Bei Spon und t-online.de kann man diese Zensur nur mit konkreten Namen verbinden, während es bei heise-online im Dunkeln bleibt, wer hierfür letztlich verantwortlich ist.

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