Hass auf niedergelassene Ärzte

Falsch zugeordnetes Zitat:

Denn ein Sprichwort lehrt:
Vertrauen kommt zu Fuß, und geht zu Pferd
— Bundesverband der niedergelassenen Haus-,Fach-,Zahn- und Tierärzte

So langsam bekomme ich einen Hass auf alle niedergelassenen Ärzte. Ja, mit einem solchen Pauschalurteil tue ich manchen engagierten Medizinern Unrecht, aber ich fühle mich von diesen zunehmend als Idiot „behandelt“, sei es als Patient oder als Angehöriger von Patienten. Offensichtlich kommen in die Praxen nur bereits senile Vollidioten mit Vollkaskomentalität, die selbst zu keinerlei Anstrengung bereit sind, aber vom medizinischen Personal eine wundersame Heilung erwarten. Die Ärzte scheinen sich dieser Klientel in ihrem Verhalten unter der Maßgabe, dass sie, die Ärzte, ihre Praxen wirtschaftlich betreiben müssen, derart angepasst zu haben, dass sie schon gar nicht mehr die mentale Einstellung des Patienten prüfen sondern gleich von einem Vollidiot ausgehen und diesen routiniert fliessbandabfertigen. Zeit ist Geld, auch und gerade für Ärzte.

Als Patient ist man zwar Laie, aber deswegen ist nicht jeder gleich ein konsumistischer Vollidiot, sondern kann durchaus ein kritischer Patient sein. Der Arzt befindet sich allerdings in einer überlegenen Position, da dem Laien in der Regel – so auch mir – das medizinische Vorwissen fehlt um die Leistung des Arztes gerade am Anfang richtig einzuschätzen. Man hat ja ein Problem, das man nicht selbst zu lösen können glaubt bzw. einem von allen Seiten geraten wird damit zum Arzt zu gehen. Man ist ja selbst kein Arzt und es fehlt eine entsprechende Erfahrung. Selbst Mediziner anderer Fachrichtungen stehen mit ihrem Wissen vor mitunter unzähligen Möglichkeiten einer Diagnose und ihnen fehlt auch die Erfahrung eines anderen Spezialgebietes. Und ohne direktes Untersuchen eines Patienten geht eigentlich gar nichts. Diesen Umstand machen sich nun die niedergelassenen Ärzte in diesem Sinne zu nutze, dass sie Unwissen, Untersuchung und (meist) Unwillen des Patienten zu ihrem Vorteil in der Art ausnützen, dass sie ein Routineprogramm abspulen, das die Erwartungshaltung des 0815-Standard-Patienten erfüllt und von diesem in diesem Zustand der Hilflosigkeit mehr oder weniger klag- und widerspruchslos hin- und angenommen wird. Man bekommt eine Untersuchung, man bekommt eine Diagnose, man bekommt ein Rezept/Medikament und das alles sehr, sehr schnell und ehe man sich versieht steht man wieder allein auf der Straße. Von nicht seltenen Fällen in denen der Arzt ein bestehendes, mitunter offensichtliches Problem vollkommen ignoriert, ganz zu schweigen. Das Gefühl ist vergleichbar dem eines Schockzustandes. Es dauert bis man wieder klar denken kann. Auf jeden Fall ist man mit allem überfordert.
Der 0815-Normal-Patient wird diese „Behandlung“ wahrscheinlich noch als „gut“ und professionell ansehen, dem Rat des Arztes folgen und sich weiter keine großen Gedanken machen, so wie Gedankenlosigkeit bei den meisten Menschen der Normalzustand zu sein scheint. Beim kritischen Patient dauert es etwas bis er aus dieser Schockstarre erwacht und anfängt die „Behandlung“ des Arztes kritisch zu hinterfragen und zu überprüfen. In Zeiten des Internets stehen da ja deutlich mehr Möglichkeiten offen und durch die Diagnose hat man zumindest eine Richtung in der man suchen kann. Und wenn man dann im Netz auf andere kritische Patienten und Laien trifft, die das gleiche Problem haben oder hatten, dann kann das schon Ausmaße einer Offenbarung annehmen, für den Arzt eher eines Offenbarungseides, wenn sich in vielerlei Hinsicht die Unzulänglichkeit seiner „Behandlung“ heraus stellt. Hat der Arzt ein bestehendes Problem vollkommen ignoriert oder gar eine falsche Diagnose („Wir finden nix“) erstellt, tappt man meist weiter im Dunkeln, bis irgendwann jemand einen zumindest auf die richtige Fährte setzt.

Erschwerend kommt hinzu, dass Ärzte ein Monopol auf verschreibungspflichtige Medikamente u.ä. haben und man für eine „richtige“ Behandlung unter Umständen weiter auf einen kooperierenden, niedergelassenen Arzt angewiesen ist. Wohl dem der einen oder mehrere solcher Ärzte in der Familie hat, aber in den seltensten Fälle dürften alle Spezialgebiete „abgedeckt“ sein. Und dass sich andere Ärzte mangels Untersuchung und Erfahrung in einem anderen Fachgebiet ähnlich schwer tun wie Laien, wurde ja schon erwähnt.

Ja, das ist keine sehr befriedigende Situation, die zum großen Teil auch politisch diesem „Gesundheitssystem“ geschuldet ist. Spezifisch deutsch scheint es nicht zu sein, denn auch in angelsächsischen Ländern scheinen die Probleme ähnlich zu sein. Eine „guten“ niedergelassenen Arzt (für jeden Bereich einen) zu finden scheint der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen zu gleichen, zumal man sich auch nicht auf Wunderheiler der anderen Art (Homöopathie u.ä.) verlassen sollte. Nicht alles was sich „alternativ“ nennt, gute Bewertungen auf Bewertungsportalen hat oder auf Listen kritischer Ärzte zu finden ist, ist auch automatisch gut, von ortsnah ganz zu schweigen. Einen zuverlässigen Ärzte-Pre-Check in diesem Sinne habe ich noch nicht gefunden. Müsste einer mal entwickeln …

P.S. Hinweis an alle Katzen“besitzer“: //CNE bei Katzen// ist eine vergleichsweise häufige und schleichend heimtückische Erkrankung vor deren Ursachen die (Schul-)Tiermedizin noch mehr oder weniger ratlos steht, die aber – ähnlich Tumoren – wenn sich klinische Symptome einstellen bereits zu 2/3 fortgeschritten ist („graceful degradation“ der Nieren). Ich kann jedem kritischen Katzenbesitzer nur empfehlen sich darüber schlau zu machen und so man ohnehin zum Tierarzt geht – hoffentlich ein kompetenter – auf einer Früherkennung zu bestehen.

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7 Antworten zu Hass auf niedergelassene Ärzte

  1. Suse Knuth schreibt:

    Einer meiner Kater hatte mal sehr wahrscheinlich ein Nierenproblem. Was angeblich so gut wie alle kastrierten (Wohnungs-)Kater irgendwann bekommen. Hat gesoffen wie ein Loch und ist über die letzten 5 Lebensjahre immer dünner geworden. Ich habe einfach NIX getan (sprich: kein Tierarztbesuch, keine Medikamente), und das Tier ist knapp 20 Jahre alt geworden. Glücklich und unbehandelt. Oder wohl eher: glücklich WEIL unbehandelt.
    :-)

    • cassiel schreibt:

      Herzlichen Glückwunsch. Ich hatte mit meiner Katze leider nicht so viel Glück. Innerhalb eines halben Jahres ist sie immer dünner geworden und dann gestorben. Im Nachhinein hätte ich auf die beiden Tierarztbesuche verzichten können, da nur unnötiger Stress für das Tier. Zumindest habe ich auf das Einschläfern beim Tierarzt verzichtet, dass zu Hause alle Familienmitglieder noch Abschied von ihr nehmen konnten und sie in Ruhe sterben konnte. Immerhin 18 Jahre alt geworden.

      • Suse Knuth schreibt:

        Tatsächlich glaube ich, daß dieses ganze Tierarztgewäsch von „längerem Leben“ nur dazu da ist, diese sauteuren Untersuchungen und Medikamente an die Tierhalter zu bringen. Manche Tiere leben mit ihrem Nierenproblem länger als andere, egal, was man — oder eben nicht — tut.
        Bei den Katzen halte ich es wie bei mir: in aller Regel ohne Arzt, nur wenn es wirklich gar nicht mehr geht bzw. eineR von uns unendliche Schmerzen hat, geht man mal hin und schaut, ob es da einer besser weiß. Ansonsten gilt für uns alle: wenn’s vorbei ist, ist es halt vorbei. Und damit lebt es sich, wie ich finde, recht erholsam.
        Der oben erwähnte Kater suchte sich eines Sonntagabends einen ruhigen Platz und legte sich zum Sterben hin. Es war sogar noch Zeit zum Abschiednehmen. Nur im Schlaf hätte er noch friedlicher dahingehen können.

  2. cassiel schreibt:

    2 Threads auf Wunsch ausgeblendet (meine Antworten sind noch im Kommentar-Feed zu lesen)

  3. Pingback: Geh zum Arzt oder bleib gesund – Folge 4711 | wwwahnsinn

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