Lüge-Meineid-Statistik des Tages: Statista-Grafik zum westlichen Ölverbrauch

Die Internationale Energieagentur IEA hat einen 10-Punkte-Plan erarbeitet mit dem sich 6,3% des Ölverbrauchs der westlichen Staaten von 44,6 auf 41,8 Millionen Barrel(!) reduzieren liesse (infosperber).

Daraus hat „Statista“ eine Infografik gemacht, die das Einsparpotential verdeutlichen soll. Nur leider suggeriert die Grafik durch eine abgeschnittene X-Achse ein Einsparpotential, das de facto nicht vorhanden ist. Das ist für angebliche Statistikprofis ein Armutszeugnis. Nicht mal für eine gebrochene X-Achse hat es gereicht, wo durch einen Ursprung bei Null und eine gebrochene Lücke zumindest symbolisiert wird, dass der Balken eigentlich viel, viel länger sein müsste. Echt schwach, Statista!

Dem infosperber ist zwar noch aufgefallen, dass die X-Achse erst bei 41 Millionen Barrel beginnt, war aber offensichtlich zu faul eine richtige Grafik zu erstellen bzw. verwendet die Grafik trotzdem und redet diese Statistiklüge noch schön. Ich hab mir mal die Arbeit gemacht (10 Minuten in Gimp). Der Übersichtlichkeit nur als Link (Grafik verkleinern oder ganz nach rechts scrollen). Diese ehrliche Darstellung macht deutlich wie sehr die wertewestliche Welt am Tropf des Erdöls hängt und wie bescheiden das ist was als kurzfristiges Einsparpotential ausgewiesen wird. Das liegt aber auch daran, dass hier wohl nur der Verkehrsektor betrachtet wurde, was aber nur einen Teil des Ölverbrauchs ausmacht. Heizung, Industrie, Landwirtschaft, Militär und genereller Konsum sind komplett außen vor, wobei dort das Einsparen schwieriger sein kann. Eine ölgefeuerte Zentralheizung in einem städtischen Wohnblock tauscht man nicht eben mal durch eine Wärmepumpe aus. Und es wurden nur kurzfristig umsetzbare Reduktionsmaßnahmen betrachtet. Dadurch fallen langfristig geplante Maßnahmen hinten runter bzw. haben kurzfristig nur wenig Effekt.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Umstellung nur eines Haushaltes weg vom direkten Ölverbrauch (Heizung, Mobilität, Geräte) schon eine sehr langfristige und sehr clevere auf Bedarf, Kosten und Synergieeffekte abgestimmte Planung erfordert. Das zieht sich mitunter über Jahre und Jahrzehnte hin, wobei mittlerweile immer mehr passende Technik und Produkte vorhanden sind, aber die dafür nötigen Investitionen ökonomisch Sinn machen müssen bzw. sich rechnen müssen, sei es durch günstige Preise in der Anschaffung oder Mehrwert im Gebrauch. Das alles braucht Zeit. Und manche Dinge werden sich wahrscheinlich nie rechnen z.B. mein Schlepper BJ 1963, der nur für wenige Arbeitsstunden im Jahr gebraucht wird und dabei auch noch durch das Elektroauto entlastet wird. Da wird sich ein neuer Elektro-Traktor (so es überhaupt mal brauchbare Modelle zu kaufen gibt) praktisch nie rechnen. Also selbst bei bester Planung wird es einen Bodensatz geben, der ökonomisch de facto nicht konvertierbar ist.

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Eine Antwort zu Lüge-Meineid-Statistik des Tages: Statista-Grafik zum westlichen Ölverbrauch

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