Wenn am heißesten Tag des Jahres der Kühlschrank ausfällt …

Dann kann man versuchen ihn reparieren zu lassen und wochenlang ein Hickhack mit den Handwerkern über sich ergehen lassen. Oder man macht wie ich kurzen Prozess:
letzten Freitag gab auch meine Gefriertruhe morgens seltsame Töne von sich, nach dem Motto „Sag zum Abschied leise Servus“. Dann war sie tot und langsam begann die Temperatur in der Truhe zu steigen. Ich erkannte glücklicherweise die Lage, denn Dutzende Liter Gefriergut drohten aufzutauen. Sämtliche eigene Reanimationsversuche durch Aus- und wieder Einschalten, Stecker ziehen und wieder einstecken, Steckertausch waren erfolglos. Mehr als ein kurzes Aufleuchten der LEDs und anschließendem Verlöschen war nicht zu erreichen. Die Temperatur in der Truhe stieg derweil unaufhörlich weiter an. Am späten Nachmittag war dann der Entschluß gefasst: so schnell wie möglich eine neue Gefriertruhe! Eine kurze Recherche im Internet ergab Lieferzeiten von mehreren Tagen bis Wochen auf ein gewünschtes Gerät. Kurz entschlossen fuhr ich auf gut Glück zum nächsten Media Markt. Noch ein einziges Gefrierschrankmodell war (neben vielen Kühl-Gefrier-Kombis) verfügbar. Glücklicherweise konnte ich schnell einen Verkäufer erreichen, der mir sagte, dass ich verpackte Ware aus dem Lager bekäme, also wohl noch genug davon da waren, aber dass sie um 19 Uhr schon schließen würden (fast wie in alten 18-Uhr-30-Ladenschlußzeiten). Ich sagte ihm, dass auch bei mir Eile geboten sei. Mit Laufzettel zur Kasse, knapp 730€ bezahlt (UVP irgendwas über 1000€) und dann zwei mal ums Eck zur Warenausgabe aus dem Lager. Dort machte ich auch dem Lageristen klar, dass ich den Gefrierschrank dringend bräuchte, ich aber erst den Anhänger holen müsste, da der verpackte Gefrierschrank für mein Auto zu groß sei. Da er aber auch um 19 Uhr Feierabend machen wolle, würde ich den Gefrierschrank auf meinem Rollbrett vor das Tor schieben und ihn dann nachher abholen. Rollbrett hatte ich zum Glück schon dabei. Also das Ding auf das Rollbrett bugsiert und vorsichtig aus dem Tor auf den Parkplatz neben einen Bauzaun geschoben. Vorsichtig abgeladen. Mit dem Auto wieder nach Hause. Dort erst mal den mit Brennholz vollgeladenen Anhänger entleert und dann wieder mit Anhänger zum Media Markt. Doch, oh, Schreck: mein Gefrierschrank war weg! Aber er war zum Glück nicht ganz weg: jemand – offensichtlich Mitarbeiter des Media Marktes – hatten ihn wieder hinter das Tor geschoben und dort eingesperrt. Tja, da war guter Rat teuer. Die Minusgrade in der alten Gefriertruhe würde bestenfalls noch bis morgen Mittag halten. Ich müsste aber bis Geschäftsbeginn warten, dann den Gefrierschrank nach Hause fahren, dann ihn in den beengten Keller mit unbefestigtem Boden schaffen, aufstellen und dann erst mal etliche Stunden warten bis sich das Kühlmittel vom Transport erholt hat. Und dann müsste der Gefrierschrank auch erst mal ausreichend herunter kühlen bis ich hätte anfangen können mit dem Umlagern des Gefriergutes. Das wäre dann frühestens Samstag Abend der Fall gewesen. So lange konnte und wollte ich nicht warten. Also kurzer technischer Check der Lage. Das Schiebetor war nur mit Kette und Vorhängeschloß gesichert. Nach kurzer Überlegung noch mal nach Hause gefahren und Flex mit Trennscheibe und ein Stück Draht geholt, wieder zum Media Markt und gezielt das endständige Kettenglied vor dem Vorhängeschloß durchgeflext (gut wenn man 230V~ immer dabei hat). Kette weg, Tor auf, feststellen, Hänger rückwärts ran, Auto davor, angehängt, Gefrierschrank aufgeladen, verzurrt, Tor zu, Kette und Schloß mit Draht provisorisch verdrillt und ab nach Hause.
Dort hab ich dann noch einige Stunden zugebracht den Gefrierschrank an seinen Platz zu stellen. Gegen 23 Uhr ist mir dann doch noch der Gedanke gekommen mich für meinen Vandalismus beim Media Markt zumindest zu entschuldigen bzw. zu erklären. Bin also noch mal zu Media Markt und hab ein nettes Entschuldigungsschreiben für meinen minimalinvasiven Vandalismus geschrieben und ans Schiebetor geklebt. Nach über-standener Nacht dann am nächsten Morgen den Gefrierschrank eingeschaltet, mittags war die Kühltemperatur erreicht, alles umgepackt, kein Verlust, alles paletti.

Es war jetzt auch nicht unbedingt unstressig, aber ich hatte doch das Heft des Handelns in der Hand und in nur etwas mehr als 24 Stunden funktionsfähigen, dauerhaften und ich hoffe für die nächsten 20 Jahre zukunftsicheren Ersatz. Wenn ich das mit der Odyssee der Berlinerin vergleiche … erst keine Firma finden, dann Reparaturkosten von über 500 Teuro, dann wieder kaputt, wieder Reparatur mit Hindernissen und am Ende wochenlang keinen eigenen Kühlschrank (was hat sie mit dem Gefriergut getan?) und immer noch das alte Gerät. Da war meine Entscheidung das alte Privileg Gerät (also mindestens 20 Jahre alt, Quelle gibt es schon längst nicht mehr) nicht reparieren zu lassen goldrichtig. Ehrlich gesagt hatte ich auch keine Alternative, denn die Gefrierschränke der näheren Angehörigen sind immer überfüllt und ich hätte das Gefriergut auch tiefkühltaschenweise transportieren müssen. So: schnell, kurz und schmerzhaft ins Portemonnaie gegriffen und das Problem in einem Tag gelöst. An Stelle der Berlinerin hätte ich zumindest auch auf die Schnelle (spätestens nach der zweistündigen Odyssee eine Firma zu finden) ein neues Gerät gekauft und erst mal ausgetauscht und dann überlegt ob sich eine Reparatur eventuell noch lohnt. Ich kann mir jetzt auch in aller Ruhe überlegen was mit der alten Tiefkühltruhe noch anzufangen ist. Wenn es nur ein kleiner, leicht zu behebender Fehler wäre und nicht so ein wichtiges Bauteil wie der Kompressor, dann könnte ich den neuen Gefrierschrank ja mit etwas Verlust wieder verkaufen, aber ich würde wohl die alte Gefriertruhe eher als Backup behalten. Aber bei einem 20 Jahre alten Gerät ist eine Wiederbelebung bzw. lohnende Reparatur doch eher unwahrscheinlich.

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