Dass Deutschland vielleicht ein kleines Energieproblem im kommenden Winter haben könnte und dass unsere geliebten Politiker da vielleicht nicht ganz so glücklich agiert haben und immer noch agieren, dürfte inzwischen auch der Letzte mitbekommen haben. Stellt sich nur die Frage: was tun? Kann man sich irgendwie vorbereiten, dass man sich im kommenden Winter nicht den Arsch abfrieren muss? Ein Artikel bei heise online geht dieser Frage nach. Und je länger man den Artikel liest, desto mehr reift die Erkenntnis, dass es keine Wirkung ohne Nebenwirkungen gibt und dass operative Hektik bei gleichzeitiger geistiger Windstille nicht unbedingt eine gute Handlungsoption darstellt.
Da wird gerade bei brütender Hitze alles was im Winter die Bude heizen kann in den Geschäften leer gekauft: Heizlüfter, Heizstrahler, Radiatoren, Konvektoren, Infrarotheizungen, Kaminöfen, Split-Klimaanlagen. Es scheint das große Heiz-Fieber ausgebrochen zu sein. Dabei haben alle diese „Lösungen“ im Betrieb auch gravierende Nachteile, die wohl übersehen werden. Das beginnt bei den Stromkosten, denn direkt heizen mit Strom ist so ziemlich die teuerste Variante des Heizens und nicht nur die Gaspreise kennen nur einen Weg: den nach oben, die Strompreise auch. Dazu kommt das Blackout-Risiko: wenn alle ihre mobilen Heizungen in die Steckdose stecken und laufen lassen, dann bricht nicht nur das Stromnetz zusammen, sondern wenn alle mit angeschalteten Geräten bibbernd auf die Rückkehr des Stromes warten, dann bricht das Netz gleich wieder zusammen. Und dann müssen sich genügend Dumme finden, die den Stecker ziehen und frieren, damit die anderen es warm haben dürfen. Und irgendwann stellen sie dann doch den Heizstrahler wieder an und das Blackout-Spiel geht von vorne los. Das wird noch interessant werden diesen Winter.
Kaminöfen sind auch so eine super Idee, denn zum einen wird Brennholz auch teurer werden, so wie alle Energieträger nachziehen werden. Und das auch noch überproportional, denn man kann nur zwei Jahre abgelagertes Holz verbrennen und das kann man für den erhöhten Bedarf nicht einfach irgendwo her zaubern. Und dann ist so ein Kaminofen auch nicht sehr effektiv. Dreck macht er auch noch. Da werden sich auch noch einige umsehen.
Solargeneratoren oder generell solarbasierte Heizlösungen sind im deutschen Winter mit kurzen Tagen, langen Nächten und niedrigem Sonnenstand jetzt auch nicht der Bringer. Und kosten auch noch einen Haufen Geld für gerade im Winter wenig Ertrag.
Eigenheimbesitzer haben da noch mehr Möglichkeiten wie Split-Klimaanlagen, die nach dem Prinzip der Wärmepumpe arbeiten, im Sommer kühlen und im Winter heizen und immerhin aus 1 kWh Strom bis zu ca. 4 kWh Wärmeenergie machen. Die Effektivtät ist aber sehr von der Außentemperatur, dem Dämmungszustand des Hauses, der nötigen Vorlauftemperatur und dem Heizsystem abhängig. Was im Niedrigenergie-Neubau relativ unproblematisch eingeplant werden kann, kann im Altbau schon Probleme machen. Kostet auch mehr als ein Heizstrahler in der Anschaffung und ohne Handwerker, die sowas installieren dürfen, geht da gar nichts. Da kann die Zeit bis zum Winter auch knapp werden.
Und selbst die, die weiter auf Erdgas setzen, vielleicht noch etwas sparen können, könnten nicht nur eine saftige Rechnung bekommen, sondern wenn der deutschen Industrie wirklich das Gas abgedreht werden muss, dann dürfte mit Entlassungen zu rechnen sein und dann brechen bei denen auch noch bei hohen Energiepreisen die Einnahmen weg.
Wie man es auch dreht und wendet, die beiden Hauptsätze der Thermodynamik lassen sich nun mal nicht überlisten. Irgendwie muss geheizt werden, selbst bei mir, der im ungedämmten Altbau japanisch heizt.
Und wer im Winter weiter den gleichen Wärme-Komfort haben möchte, und nicht sowieso schon mit Jahren Vorlauf sein Wohnen energieoptimiert hat, wird auf die Schnelle keine wirklich günstige und nachhaltige Heizlösung finden.