Keine Antwort ist auch eine Antwort
Inzwischen ist den Lesern dieses Blogs bekannt, wie lahm die wertewestliche Kriegspropaganda ist, ja sich gar nicht einmal die Mühe macht zu argumentieren, sondern alles und jeden der sich – egal wie begründet – kritisch mit ihr auseinander setzt als „pro-russische Propaganda“ abstempelt. Ich hatte daher eigentlich keine Hoffnung mehr, dass es irgendwann mal jemand der pro-russischen Seite wie RT DE, Thomas Röper, Alina Lipp und vor allem dieser „widerlich“ spitzfedrigen Dagmar Henn mal argumentativ so richtig geben würde.
Doch jetzt hat sich ein „prominenter Völkerrechts-Experte“ in Gestalt von Kai Ambos, seines Zeichens Autor des Buches „Doppelmoral – Der Westen und die Ukraine“, Lehrstuhlinhaber für Internationales Strafrecht und Völkerrecht, List Counsel am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag und seit 2017 Richter am Kosovo Sondertribunal, im Telepolis-Interview kritischen Fragen „gestellt“.
Doppelmoral des Westens im Ukraine-Krieg?
Zweifelsohne jemand der politische Naivität und Dummheit nicht für sich in Anspruch nehmen kann und von dem man erwarten sollte, dass er sowohl mit der pro-wertewestlichen als auch der pro-russischen Propaganda hart ins Gericht geht.
Das scheint zu Beginn des Interviews auch der Fall zu sein, wo er die Doppelmoral des Wertewestens einräumt und rügt, allerdings nicht ohne den Versuch sie zu relativieren. Auf die kritische Nachfrage des Artikelautors Thomas Barth versucht er sich herauszuwinden um das wertewestliche Narrativ zu retten ohne die Fakten zu verbiegen. Und der Artikelautor frägt weiter kritisch nach, auch was die Person Bandera in der Ukraine betrifft und da lässt der Professor den Unwissenden heraushängen. Der Artikelautor bohrt weiter nach. Als der Professor im Fall Assange der GB-Justiz „rechtsstaatliche Grundsätze“ attestiert und der Artikelautor ihn mit den Ermittlungen von Nils Melzer konfrontiert, bricht Ambos das Interview vielsagend ab bzw. autorisiert es nicht weiter. Der Artikelautor lässt es sich jedoch nicht nehmen, diese Nicht-Antwort zu interpretieren. Und an dieser Stelle wird der Artikel erst richtig interessant. Denn auch zur Frage bzw. den Vorwürfen des Rechtsextemismus in der Ukraine bekommt er keine Antwort von Ambos. Selten waren Nicht-Antworten so aufschlußreich, denn da ist sie wieder die pro-wertewestliche Mauer des Schweigens, was stichhaltige Argumente gegen die pro-russische „Propaganda“ betrifft. Das halbherzige Einräumen von „Fehlern“ auf pro-wertewestlicher Seite nennt der Artikelautor treffend eine propagandistische „Frontbegradigung“ und führt Annalena Baerbock als weiteres Beispiel an.
Jede halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge
Anscheinend sehen sich die Propagandisten im Wertewesten zunehmend in der Defensive. Die Glaubwürdigkeit hat nicht erst seit dem Raketeneinschlag in Polen schwer gelitten. Argumentationsverweigerung und dreiste Lügen sind vielleicht nicht die beste Strategie im Propagandakrieg. Denn irgendwann fühlt sich auch der letzte Depp verarscht. Also wird jetzt versucht stückchenweise und kontrolliert unhaltbare Positionen aufzugeben um nicht dem kompletten Zusammenbruch der Propagandafront zu riskieren. Zu viel kritische Fragen darf man da wie der TP-Artikelautor aber nicht stellen. Ob es eine kluge Strategie ist wie Ambos oder Baerbock zu versuchen halbherzig „Fehler“ zuzugeben aber bei zu kritischen Fragen oder gar politischen Konsequenzen weiter zu mauern, darf bezweifelt werden.
Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn
Ja, ich lese Telepolis ja nur noch so nebenher bzw. besonders kritisch und schmiere denen jede Verfehlung und Scheinheiligkeit hier munter aufs Brot, aber ich bin der letzte der ein journalistische Glanzleistung nicht zu würdigen weiß, nur weil sie von einer Seite kommt, die mir sonst überhaupt nicht (mehr) passt. Denn das ist hier der Fall. Dem Artikelautor ist es gelungen seinen Interviewpartner derart aus der Reserve zu locken, dass dieser das Interview abbrach und damit ungewollt zugab eine argumentativ unhaltbare Position, nämlich die der pro-wertewestlichen Propaganda, zu vertreten. Das muss man neidlos anerkennen. Diese Qualität ist nur bei Telepolis leider nicht die Regel und wieviel Mist (in vermeintlicher „Ausgeglichenheit“) dort sonst so erscheint kann sich jeder selbst überzeugen.